Dienstag, 15. November 2011

Zentralbank braucht Rückendeckung der Euro-Staaten

IMK-Analyse: Lösung der Krise im Euroraum nur mit aktiver Rolle der EZB möglich

Ohne die Hilfe der Europäischen Zentralbank (EZB) ist die Krise einzelner Euroländer nicht mehr zu bewältigen. Das machen die aktuellen Probleme in Italien deutlich. Allein die EZB hat die Kapazitäten, um durch Aufkäufe von Staatsanleihen untragbare Zinsausschläge auf den Finanzmärkten zu verhindern. Die bisherigen Erfahrungen mit den Interventionen am Sekundärmarkt für Staatsanleihen zeigen, dass die EZB dabei keinen Inflationsdruck erzeugt hat. Damit die Notenbank ihr Potenzial zur Krisenbewältigung nutzen kann, braucht sie jedoch eine eindeutige Rückendeckung der Euro-Mitgliedstaaten. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Silke Tober, Geldpolitik-Expertin des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung. Ihre Untersuchung zur aktuellen Situation der EZB erscheint heute als IMK Report*

Tober analysiert die zunehmende Verschärfung der Krise im Euroraum. Ihr Fazit: Die Politik müsse rasch das Vertrauen an den Finanzmärkten wieder herstellen und die Konjunktur der Euroländer stabilisieren. Anderenfalls drohe eine Bankenkrise, eine lang währende Stagnationsphase oder gar ein Auseinanderbrechen des Euroraums. Die Erweiterung des Euro-Rettungsschirms und der geplante freiwillige Schuldenschnitt für Griechenland reichten längst nicht aus um zu verhindern, dass immer mehr Euroländer auf den Finanzmärkten mit nicht tragbaren Zinsforderungen konfrontiert würden.

Den mangelnden Erfolg der bisherigen Krisenpolitik der Euroländer führt Tober auf zwei Faktoren zurück:

- Der politische Umgang mit der Krise habe die Ansteckungsgefahr nicht gebannt. Inmitten einer Vertrauenskrise nur zögerlich Hilfen zu gewähren, zunächst prohibitiv hohe Zinsen für Hilfskredite zu verlangen und dann eine private Gläubigerbeteiligung ins Spiel zu bringen, bedeutet "Öl ins Feuer zu schütten", schreibt Tober.

- Derzeit versuchten alle Mitgliedstaaten gleichzeitig, ihre Schulden zu reduzieren. Die Konsolidierung dämpfe jedoch die Nachfrage und damit die Produktion. Dadurch, warnt die Volkswirtin, werde es schwerer, die Defizit- und die Schuldenquote zu reduzieren - wenn nicht gar unmöglich.

- Keine Staatsfinanzierung durch die Notenpresse -

Mangelndes Vertrauen der Banken untereinander und die inkonsequente Krisenpolitik der Euroländer haben die EZB zum Eingreifen gezwungen, so Tober: Bis Ende 2010 kaufte sie Staatsanleihen im Wert von insgesamt 74 Milliarden Euro, vornehmlich griechische, irische und portugiesische.

Dabei habe die Notenbank jedoch keine zusätzliche Liquidität in den Markt gepumpt, betont die Forscherin. Das Eurosystem schöpfte die Liquidität In Höhe des Wertes der Staatsanleihenkäufe mit einer verzinslichen Termineinlage wieder ab. "Es handelt sich somit ganz und gar nicht um eine Finanzierung der Staaten über die Notenpresse", erklärt die Wissenschaftlerin. Die Maßnahme habe keinen Inflationsdruck geschaffen. Dass die EZB die Anleihen mit erheblichen Preisabschlägen kaufte, verringere auch das Risiko, mit den Staatsanleihen Verluste zu machen. Ebenso wie bei EZB-Stützungsaktionen für den Bankensektor seien Abschreibungen zwar möglich. Die größte Gefahr gehe aber von Schuldenschnitten in weiteren Euro-Ländern aus - und damit von einer Eskalation, gegen die Interventionen der EZB den wirksamsten Schutz böten.

Als sich die Krise im August 2011 mit dem Anziehen spanischer und italienischer Renditen deutlich zuspitzte, wurde die Notenbank wieder aktiv. Ende Oktober hatte das Eurosystem bereits "Staatsanleihen für geldpolitische Zwecke" im Wert von 173,5 Milliarden Euro in seiner Bilanz. Besonders deutsche Zentralbanker kritisierten das. Die EZB habe mit den Käufen von Staatsanleihen "die Sanktionsfunktion des Marktes geschwächt", warnte zum Beispiel Ottmar Issing, der frühere EZB-Chefvolkswirt.

- Finanzmärkte haben Disziplinierungsfunktion nicht wahrgenommen -

Doch die Märkte haben die von Issing beschworene Disziplinierungsfunktion lange gar nicht wahrgenommen, zeigt Tobers Detailanalyse. So blendeten viele Investoren die problematischen makroökonomischen Ungleichgewichte im Euroraum aus, auf die beispielsweise das IMK schon seit langem lange hingewiesen hat. Zudem hatten zwei der Krisenländer, Irland und Spanien, vor Ausbruch der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2007 Budgetüberschüsse und niedrige Staatsschuldenstände. Märkte, die sich an den Kriterien des Stabilitätspaktes orientieren, hätten somit im Vorfeld der Krise gar keinen Grund gehabt, diese Länder zu "disziplinieren". Der Sanktionsmechanismus des Marktes habe also doppelt versagt. "Warum sollte man sich ihm jetzt anvertrauen?", fragt die Wissenschaftlerin.

Der Euroraum könne die Krise nur bewältigen, wenn staatliche Insolvenzen ausgeschlossen werden, fasst Tober die Situation zusammen. Bislang habe die EZB wegen der fehlenden Rückendeckung der Mitgliedstaaten nur halbherzig agiert. "Stellen sich die Euroländer hinter den Euro und erklären, dass sie in der aktuellen Situation kein Land zahlungsunfähig werden lassen, so könnte und müsste das Eurosystem seine Bereitschaft zeigen, Staatsanleihenkäufe deutlich auszuweiten." Im günstigsten Fall würde allein die Ankündigung reichen, um die Märkte zu beruhigen.

Zugleich, so Tober, sollte die Wirtschaft des Euroraums wieder wachsen, was angesichts eines schwächelnden außenwirtschaftlichen Umfeldes nur möglich sei, wenn Länder ohne akute Schuldenprobleme die Rolle der Konjunkturlokomotive übernähmen. Um die Staatsfinanzen im Euroraum zu entlasten, spricht sich die IMK-Expertin dafür aus, gerade private Haushalte mit höheren Einkommen und Vermögen an den Kosten der Krise zu beteiligen. Schließlich hätten diese in der Vergangenheit am stärksten von der Liberalisierung der Finanzmärkte profitiert. Tober plädiert für eine erhöhte Einkommen- und eine Vermögensteuer in allen Euroländern, um die Schulden zumindest auf das Niveau vor der Finanzkrise zu reduzieren.

*Silke Tober: Die Europäische Zentralbank in der Kritik, IMK Report Nr. 67, November 2011. Download:
http://www.boeckler.de/pdf/p_imk_report_67_2011.pdf

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung

Dr. Silke Tober
IMK, Referatsleiterin Geldpolitik
Tel.: 0211-7778-336
E-Mail: Silke-Tober@boeckler.de




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Montag, 14. November 2011

einblick 20/2011 vom 14.11.2011

Gesundheitsschutz: Milliarden für Stress-Opfer

Die Hans-Böckler-Stiftung hat die Kosten berechnen, die psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz ausmachen. Die Zahlen sind erschreckend: Psychische Störungen verursachten 2008 insgesamt Behandlungskosten von knapp 29 Milliarden Euro.

(Seite 1)


Familienbericht: Dauereinsatz am Arbeitsplatz

Die Organisation der Arbeitszeit ist ein Dauerthema in den Gewerkschaften. Auch die Politik nimmt sich des Themas immer mehr an. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) will „Handlungskonzepte für eine familienfreundliche Zeitpolitik“ entwickeln. Zumindest hat sie das Ende Oktober anlässlich der Überreichung des aktuellen Familienberichtes erklärt.

(Seite 3)


Nahrungsmittelspekulationen: Volle Konten und leere Mägen

Spätestens seit der Finanzkrise ist klar: Die Finanzmarktakteure wollen Geld verdienen, egal zu welchem Preis. Auch mit Nahrungsmitteln wird gezockt. Mit fatalen Folgen für Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Aber auch mit Nachteilen für ArbeitnehmerInnen in der Nahrungsmittelproduktion.

(Seite 5)

Europapolitik: Euro-Rettung – auf Kosten der Demokratie?

Ohne einen grundlegenden politischen Kurswechsel gefährden die Schuldenkrise und die Maßnahmen zur Rettung des Euros nicht nur die Europäische Integration, sondern auch die Demokratie, befürchtet DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Sie ist seit 2006 Mitglied des Geschäftsführenden DGB-Bundesvorstandes und unter anderem für Europapolitik zuständig.

(Seite 7)

Www.einblick.de


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Mittwoch, 9. November 2011

Zeitschrift UNSER HARZ

Druckfrisch geht gerade die Novemberausgabe der
mtl. erscheinenden Zeitschrift UNSER HARZ heraus. Sie beginnt mit einer
Liebeserklärung an den Monat November, in dem dieses Jahr auch schon der
erste Advent und damit die ersten Weihnachtsmärkte liegen. Einer davon
findet im Kloster Wöltingerode statt, das sich mit seiner Geschichte und
seinen heutigen Aktivitäten und Projekten vorstellt.

Ebenfalls diesen Monat feiert die Martini-Kirche in Sankt Andreasberg
ihr 200-jähriges Bestehen, auch wenn ihre Geschichte, die mit dem
beginnenden Bergbau einsetzt, viel älter ist.

Eine Fülle von Bildern und Informationen über das „Theater der Nacht“ in
Northeim, dessen neuer Spielplan gerade erschienen ist, werden gezeigt
und in dem Artikel über Hüttenleben im Rehhagen wird eine ganz besondere
Atmosphäre heraufbeschworen.

Der zweite Teil des Bergbau-Glossars füllt eine Seite zum Sammeln, bevor
Rückschau gehalten wird auf den gelungenen Fotowettbewerb für den
Nationalpark-Kalender 2012.

Nach Neuigkeiten und Terminen aus der Region werden Bücher – u. a. ein
Krimi – für dunkle Winterabende vorgestellt.

Für alle, die UNSER HARZ nicht abonniert haben, liegt die Zeitschrift an
folgenden Stellen zum Verkauf aus:

Goslar: Buchhandlung Böhnert, Kaiserpassage

Braunschweig: Buchhandlung Graff, Sack 15

Bad Harzburg: Sonnenhof beim Café Winuwuk, Waldstr. 9, und Haus der
Natur, Nordhäuser Str. 2B

Clausthal-Zellerfeld: Grosse´sche Buchhandlung, Adolph-Roemer-Str. 12,
Oberharzer Bergwerksmuseum, Bornhardtstr. 16, und
GLC-Touristinformation, Dietzelhaus

Osterode: Kornmarkt News Presse, Kornmarkt 4

Sankt Andreasberg: GLC-Touristinformation und Grube Samson

Altenau: GLC- Touristinformation

Bad Sachsa: GLC-Touristinformation am Kurpark

Drübeck: Klosterladen im Gärtnerhaus

Herzberg: Museumsladen im Welfenschloss

Außerdem ist sie in vielen Bibliotheken im gesamten Harz einzusehen.

Hrsg.:
Redaktion "Unser Harz"
Brigitte Lippmann
Ringstr. 30 G
Buntenbock
38678 Clausthal-Zellerfeld
Tel. 05323/718 474
Email: 108b@gmx.de


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Sonntag, 6. November 2011

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz verursachen Kosten in Milliardenhöhe

Arbeitsbedingte psychische Belastungen verursachen in Deutschland jährlich Kosten von gut sieben bis knapp 30 Milliarden Euro - je nachdem, ob man sich dabei auf arbeitsbedingte psychische Störungen im engen Sinne konzentriert, oder auch körperliche Erkrankungen hinzurechnet, die auf psychische Belastungen am Arbeitsplatz zurückzuführen sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie.*

Weiteres Ergebnis: Betriebliche Präventionsprogramme nutzen nicht nur der Gesundheit der Beschäftigten, sondern zahlen sich auch wirtschaftlich aus.

Psychische Störungen verursachten im Jahr 2008 insgesamt Behandlungskosten von knapp 29 Milliarden Euro. Die indirekten Kosten betrugen sogar 45 Milliarden Euro. Dieser Wert ergibt sich aus der Zahl der ausgefallenen Arbeitstage multipliziert mit dem Betrag, den ein durchschnittlicher Arbeitnehmer pro Tag erwirtschaftet. In diesen Gesamtzahlen sind die Kosten sämtlicher psychischer Störungen enthalten - unabhängig davon, welchen Grund sie hatten. Das haben der Epidemiologe Dr. Wolfgang Bödeker und der Mathematiker Michael Friedrichs im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung ermittelt.

Psychische Probleme seien eine wesentliche Ursache für Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung, schreiben die Wissenschaftler vom Bundesverband der Betriebskrankenkassen beziehungsweise vom Institut für Prävention und Gesundheitsförderung an der Uniklinik Essen. Unter psychische Störungen fällt eine ganze Reihe von Krankheitsbildern. Mit Abstand am häufigsten sind Arbeitsausfälle durch gesundheitliche Einschränkungen der Kategorie "neurotische, belastungs- und somatoforme Störungen", dazu gehören etwa Angstzustände. Auf Rang zwei folgen die "affektiven Störungen", beispielsweise Depressionen. Wiederum mit großem Abstand folgen Suchtprobleme. Bödeker und Friedrichs verwenden für ihre Berechnungen Daten des Statistischen Bundesamtes sowie Krankenkassenstatistiken.

Aus den unterschiedlichen Erkrankungsrisiken verschiedener Berufsgruppen und weiteren statistischen Informationen lässt sich den Wissenschaftlern zufolge auch ermitteln, welche Kosten auf Gesundheitsstörungen entfallen, die unmittelbar aus dem Berufsleben resultieren; das heißt "durch Arbeitsbedingungen ganz oder teilweise verursacht sind beziehungsweise in ihrem Verlauf ungünstig beeinflusst werden".

Die Kosten arbeitsbedingter psychischer Störungen veranschlagen die Forscher auf 7,1 Milliarden Euro jährlich. Neben den direkten Behandlungskosten beinhaltet die Zahl Kosten des Arbeitsausfalls, Krankengeldzahlungen der Krankenkassen, Kosten krankheitsbedingter Frühverrentungen und Einnahmeverluste sowie Zusatzausgaben der Rentenversicherung.

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz - etwa hoher Leistungsdruck oder geringe Entscheidungsspielräume - können sich aber nicht nur direkt in psychischen Erkrankungen äußern. Auch Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems, Kreislauf- sowie Magen- und Darmerkrankungen können die Folge psychisch belastender Arbeitsbedingungen sein. Bezieht man dies in die Schätzung der gesamtwirtschaftlichen Kosten ein, so ist der volkswirtschaftliche Schaden noch erheblich größer als die reinen Kosten psychischer Störungen: Zusammengenommen kommen die Forscher auf rund 10 Milliarden direkte und gut 19 Milliarden Euro indirekte Kosten.

Bödeker und Friedrichs weisen darauf hin, dass betriebliche Gesundheitspolitik einen Beitrag leisten kann, den wirtschaftlichen Schaden von psychischen Erkrankungen und Belastungen zu reduzieren. Zahlreiche Studien aus den USA belegten, dass sich Präventionsmaßnahmen in aller Regel auszahlen - nicht nur gesamtwirtschaftlich, sondern auch für das einzelne Unternehmen. Nach unterschiedlichen Untersuchungen erzielt ein in Gesundheitsprävention investierter Dollar Erträge zwischen zwei und zehn Dollar.

*Wolfgang Bödeker, Michael Friedrichs: Kosten der psychischen Erkrankungen und Belastungen in Deutschland, in: Lothar Kamp, Klaus Pickshaus (Hrsg.): Regelungslücke psychische Belastungen schließen, August 2011.

Download: http://www.boeckler.de/pdf/p_mbf_regellungsluecke.pdf


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Mittwoch, 2. November 2011

Warnung vor versteckten Links

Mit immer neuen Tricks versuchen internationale SPAM-Versender an bestätigte eMail-Adressen zu kommen, um ihren Müll loszuwerden, oder gar Schadprogramme einzuschleusen.
Aktuell unterwegs: "AOL Administration Center Notification #11189" - nicht öffnen, gleich löschen oder an die Internetbeschwerdestelle weiterleiten.


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